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Laurentius Siemer

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(8.3.1888 - 21.10.1956)


I. Kindheit und Jugend

II.  Ausbildung und Berufung

III. Leitung des Dominikanerordens und die Zeit des Nationalsozialismus

a) Siemers Haltung zum Nationalsozialismus

b) Devisenprozess und Verhaftung

c) Ausschuss für Ordensangelegenheiten und Widerstand

d) Verfolgung und Flucht

IV. Nachkriegszeit und Tod

V. Erwähnung Laurentius Siemers in der Studie des Bistums Münster zum Thema „Macht und sexueller Missbrauch“

 

I. Kindheit und Jugend 

Laurentius Siemer wurde als sechstes von zehn Kindern am 8. März 1888 in Elisa­bethfehn geboren und zwei Tage später in Strücklingen auf den Namen Josef Bernhard Franz getauft. Sein Vater, Franz Josef Siemer, war Kanalaufseher und stammte aus einer Bauernfamilie in Spreda bei Langförden, seine Mutter, Maria Josephina Franziska geb. Diekhaus, aus Em­stek.

Sechs Jahre besuchte er die einklassige Volksschule in Elisabethfehn. Weil schon dort seine sprachliche, literarische und rhetorische Begabung auffiel, erhielt er im Anschluss daran zwei Jahre Privatunterricht zur Vorbereitung auf das Gymnasium, das in jener Zeit nur etwa drei  Prozent eines Jahrgangs besuchten. Weil es damals im Kreis Cloppenburg noch kein Gymnasium gab, besuchte Josef Siemer das Gymnasium Antonianum in Vechta und legte dort im Jahr 1908 das Abitur ab. Seine Mit­schüler bescheinigten ihm ausgeprägtes Selbstbewusstsein, geschickt eingesetzten Charme und ein äußerst unkonventionelles Auftreten. 

II. Ausbildung und Berufung 

Nach dem Abitur entschied er sich, in den Dominikanerorden einzutreten. Am 10. Juni 1908 nahm er in Venlo den Ordensnamen Laurentius an und studierte in Düs­seldorf Theologie. Das Studium der Theologie stand in unserem ländlichen Raum damals im Ansehen weit über der Medizin und der Philologie. Nach dem Examen weihte ihn der Kölner Erzbischof Felix Kardinal von Hartmann am 4. August 1914 zum Priester. 

Als sein Dominikanerkloster in Düsseldorf im Ersten Weltkrieg als Reservelazarett einge­richtet wurde, leistete Laurentius Siemer dort Sanitätsdienste.

Ab 1918 studierte er ein zweites Mal, dieses Mal auf Lehramt an der Philosophischen Fa­kultät der Universität Münster, er beschäftigte sich insbesondere mit Thomas von Aquin, der unbestrittenen Autorität der mittelalterlichen Scholastik und Dominikaner wie er selbst. 1920 legte Laurentius Siemer das Staatsexamen in den Fächern Reli­gion, Philosophie, Deutsch und Geschichte ab.

1921 betraute ihn der Orden mit dem Posten des Rektors im Internatsgymnasium der Domi­nikaner in Füchtel bei Vechta. Seine Studien zu Thomas führte er fort und ver­öffentlichte 1927 Die mystische Seelenentfaltung unter dem Einfluss der Gaben des Heiligen Geistes : Nach d. Lehre d. hl. Thomas von Aquin. Er leitete die Schule, bis der Orden ihn 1932 auf eine zentrale Führungsposition berief. 

III. Leitung des Dominikanerordens und die Zeit des Nationalsozialismus

Der Dominikaner- oder Predigerorden, lat. Ordo fratrum praedicatorum (abgekürzt OP), ist eine klerikale Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts und wurde 1215/16 von dem Spanier Dominicus Guzman in Toulouse gegründet. Päpstlichen Rechts bedeutet, keinem Bischof zu unterstehen, sondern direkt dem Papst. Der Dominika­nerorden legte von Anfang an großen Wert auf eine fundierte theologische Ausbil­dung, mit der er die Irrlehren der damaligen Zeit bekämpfen wollte. Damit trat er ganz anders auf als der etwa zeitgleich gegründete Franzis­kanerorden, der ursprünglich mit Armut und Frömmigkeit die Menschen für den rechten Glauben gewinnen wollte. 1232 beauftragte Papst Gregor IX. die Dominikaner mit der Inqui­sition, wodurch ihre Gemeinschaft zum einflussreichsten und auch umstrittensten Orden des Mittelalters wurde.

Die Verfassung des Dominikanerordens ist in ihrem Kern seit 1228 unverändert. Der Orden umfasst heute ca. 40 Provinzen. An seiner Spitze steht ein auf neun Jahre ge­wählter Generalmagister mit Residenz in Rom (Konvent Santa Sabina). Im deutschsprachigen Raum gibt es heute zwei Provinzen, die Teutonia mit Sitz in Köln und die süddeutsch-österreichi­sche Provinz St. Albert mit Sitz in Augsburg.

Am 13. September 1932 wählte die Ordensprovinz „Teutonia“ Siemer zu ihrem neuen Leiter, im Ordensdeutsch Provinzial genannt, ein Amt, das er bis 1946 inne­haben sollte. Laurentius Siemer zog von Vechta nach Köln. Dort organisierte er sofort die Herausgabe der ‘Deut­schen Thomas-Ausgabe' und des ‘Archivs der deutschen Dominikaner' und stellte vier Patres für die Edition der Werke des Albertus Magnus frei. Von 1934 bis 1936 gründete er Konvente in Worms, München, Freiburg i.Br. und Augsburg und ermöglichte dadurch die Errichtung der zweiten deutschen Ordensprovinz, an die er die drei letzten Gründungen ab­trat; sie bilden noch heute, zusammen mit den österreichischen Konventen, die Süddeutsche Ordensprovinz. 

a) Siemers Haltung zum Nationalsozialismus

Weite Teile des Bürgertums und der Kirche jener Zeit nahmen keinen Anstoß an der antidemokratischen und anti­bolschewistischen Einstellung der Nationalsozialisten und in weiten Teilen auch nicht an ih­rem Antisemitismus. Die Weimarer Republik scheiterte letztlich am Fehlen eines demokrati­schen Grundkonsenses ihrer tragenden Kräfte. Der Nationalsozialismus trat aber von Anfang an – im Unterschied zum italienischen Faschismus – auch dezidiert antikirchlich auf und pro­pagierte zudem seine primitive Rassenlehre.

Laurentius Siemer bezog früh und eindeutig Stellung gegen die Ansichten des Nationalsozialismus. Ostern 1933, kurz nach der Machtergrei­fung der NSDAP, kritisierte er in der Zeitung der Zentrumspartei, der politischen Partei des deutschen Katholizismus, mutig die Rassenideologie, bezeichnete in einem späteren Leitartikel in die­ser Zeitung die Gleichsetzung von Rasse und Religion als „Degeneration“ und forderte die Katholiken auf, sich von den derzeitigen geistigen Strömungen nicht be­einflussen zu lassen. Seine Ordensbrüder rief er zum Widerstand auf: „Wie kann man verlangen, in seiner Stube ungestört gelassen zu werden, wenn das Haus brennt?! Aber ich bitte Sie alle noch einmal, zu sehen, daß das Haus brennt! Die Aufgabe der Dominikaner, unsterbliche Seelen zum Himmel zu führen, besteht in der jetzigen Zeit vor allem darin, unerbittlich für das Recht und die Wahrheit einzutreten. Auch wenn dies in der heutigen Zeit geradezu eine heroische Tat ersten Ranges ist – und gefährliche Konsequenzen haben könnte.“ Die Nationalsozialisten wussten also von Beginn an, dass sie in Laurentius Siemer einen selbstbewussten und unangenehmen Gegner hatten, den es auszuschalten galt.

Während manche prominente Kirchenvertreter, besonders an den Universitäten, den Natio­nalsozialismus anfänglich mit einer gewissen Sympathie betrachteten, war Laurentius Sie­mer von Beginn an immun gegen Versuche, eine Übereinstimmung von katholischer und NS-Weltanschauung herzustellen. Er drang auf eine unabhängige Position seines Ordens und der katholischen Glaubensgemeinschaft gegenüber dem NS-Staat. So versetzte er 1933 den "Dichterpater" und Parteigenossen Chrysostomus Conrath nach vergeblichen Versu­chen, seinen Parteiaustritt zu erreichen, handstreichartig zu den Dominikanerinnen nach Zürich und nahm ihm damit seinen Einfluss in seiner Studentengemeinde in Berlin.

Innerhalb des Ordens aber wurde seine Leitung von manchen als zu autoritär emp­funden.


b) Devisenprozess und Verhaftung

Die Nationalsozialisten richteten ihre Wirtschaftspolitik ab 1934 ganz auf die Rüstung aus. Das musste finanziert werden. Eine der Finanzmaßnahmen war das Verbot des Geldtrans­fers ins Ausland. Die Dominikaner sammelten aber seit je Geld für ihre Missionsstationen in China. Das bot den Machthabern eine ideale Gelegenheit, gleich zwei Ziele zugleich zu er­reichen. Man warf Laurentius Siemer ein Devisenvergehen vor, verhaftete ihn am 9. April 1935 in Köln und steckte ihn dort in das berüchtigte Gefängnis „Klingelpütz“, einem Gefäng­nis, in dem ca. 1000 Menschen in der Zeit des NS zu Tode kamen. Seinen Vorgänger als Provinzial, P. Thomas Stuhlweißenburg, verhaftete man ebenso wie in Vechta Pater Titus Horten, Nachfolger Siemers in der Leitung der Ordensschule. Denn P. Titus Horten war neben seiner Lehrertätigkeit seit 1925 für die Missionsprokuratur zuständig.

Die folgenden Prozesse waren die erste Kampagne der Nazis gegen die Orden. Sie sollten das Vertrauen der katholischen Bevölkerung in die Orden zerstören und ihnen durch hohe Strafen die Existenzgrundlage entziehen. Es ging um geringfügige Überweisungen nach China, die angeblich unter Umgehung der strengen Devisengesetze getätigt wurden.

Siemers Anwalt Josef Wirmer, den die Widerständler des 20. Juli später als Jusitzminister in der Reichsregierung nach dem Sturz Hitlers vorsehen sollten, erwirkte seine Verlegung von Köln nach Oldenburg. Laurentius Siemer aber kannte keine Angst. Während der Gerichtsverhandlung am 30. Oktober machte er sich über die beiden Staatsanwälte lustig und hatte die Lacher auf seiner Seite. Siemer wurde nach einer ersten Verurteilung zu 15 Monaten Haft in zweiter Instanz am 29. Januar 1936 freigesprochen. Er verließ das Gefängnis mit weißen Haaren. Seine beiden Mitbrüder erlebten ihre Freisprüche nicht mehr. Der sensible und oft kränkliche P. Titus Horten starb einige Tage vor der zweiten Verhandlung, am 25. Januar 1936. P. Stuhlweißenburg, zuckerkrank und psychisch schwer getroffen, hatte sich bereits am 3. Oktober 1935 in seiner Zelle erhängt. Diese Prozesse haben Siemers inneren Widerstand gegen das Regime eher gestärkt denn geschwächt. 

 

c) Ausschuss für Ordensangelegenheiten und Widerstand

Ab 1941 engagierte sich Siemer in Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus und stellte das Kloster Walberberg bei Köln für konspirative Treffen zur Verfügung. In Köln for­mierte sich der Kölner Kreis, eine Gruppe von Widerständlern, zu denen Johannes Albers, Willi Elfes, Karl Arnold, Andreas Hermes, Otto Müller, Heribert Scheeben und, Eberhard Welty gehörten. Siemer referierte hier über die katholische Soziallehre als Ausgangspunkt für den Neuaufbau Deutschlands. 

Im Herbst 1940 begannen die Nazis mit dem „Klostersturm“, der zwangsweisen Schließung etlicher Klöster und der Verhaftung vieler Ordensleute. Das Schweigen der Bischöfe ließ die Orden befürchten, die Kirche habe die Klöster schon kampflos preisgeben. Deshalb gründeten Dominikaner und Jesuiten im Frühjahr 1941 den Ausschuss für Ordensangelegenheiten. Die sieben Mitglieder waren die zwei Jesuiten P. Augustinus Rösch SJ (Provinzial der Jesuiten) und P. Lothar König SJ, der Justitiar der Diözese Würzburg Dr. Georg Angermaier, die beiden Dominkaner P. Odilo Braun OP und P. Laurentius Siemer OP und zwei Bischöfe, Johann Dietz aus Fulda und Konrad Graf von Preysing aus Berlin. Konrad von Preysing bemühte sich vergeblich, im deutschen Episkopat eine mutige Gegenposition zur NS-Politik aufzubauen. Die große Mehrheit der Bischöfe folgte lieber der beschwichtigenden Leisetreterei des Breslauer Erzbischofs Bertram und betonte immer wieder die religiöse Pflicht zum Gehorsam gegenüber der staatlichen Obrigkeit.

Ende 1941 ging es den Männern des Ausschusses nicht mehr ausschließlich um kirchliche Belange, sondern vor allem um das Eintreten für die Menschenrechte. Mit Nachdruck forderten sie: "Auch der nichtchristliche Teil in Deutschland, der unter der Last der Rechtlosigkeit und seiner eigenen Ohnmacht gegenüber Unrecht und Gewalt leidet, erwartet Hilfe und Verteidigung der allgemein menschlichen Rechte durch den deutschen Episkopat."

Zur Informationsbeschaffung über geplante Maßnahmen des Staates pflegte der Ordensausschuss Kontakte zu Militärs und Personen in der Verwaltung, die bis in den Polizeiapparat reichten. Er unterhielt intensive Verbindungen zu Personen des Widerstandes und besonders zum "Kreisauer Kreis". Neben Berichten aus diesen Kontakten informierte der Ausschuss regelmäßig die deutschen Bischöfe über Repressalien und Gewaltmaßnahmen der Nationalsozialisten und forderte sie – im Wesentlichen vergeblich – auf, zu reden statt zu schweigen, Klartext zu sprechen und jegliche Kooperation zu verweigern. Auch Clemens August von Galen, den Bischof von Münster, drängte er dazu.

Der schon genannte Josef Wirmer stellte den Kontakt zwischen Siemer und Carl Goerdeler her. Die Leute um Goerdeler, das sind Dietrich Bonhoeffer, Justus Delbrück, Eugen Ger­stenmaier, Max Habermann, Jakob Kaiser, Bernhard Letterhaus, Alfred Delp SJ, arbeiteten an einer Verfassung für ein von Hitler befreites Deutschland, das mit den westlichen Alliier­ten einen Separatfrieden schließen sollte. Mit Goerdeler traf sich Siemer mehrfach, für des­sen neuen Verfassungsentwurf arbeitete er 1942 ein Konzept über das zukünftige Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland aus.

d) Verfolgung und Flucht

Nachdem das Attentat auf Hitler vom 20.Juli 1944 fehlgeschlagen und fast alle seine Prota­gonisten hingerichtet waren, wollten die Nazis auch Laurentius Siemers habhaft werden. Sie plakatierten folgenden Steckbrief: Sucht den Provinzial des Dominikanerordens Josef Siemer, genannt Pater Laurentius, der sich führend an der Vorbereitung des Attentats auf den Führer vom 20. Juli 1944 beteiligt hat. Es gelang ihm, unmittelbar vor der Verhaftung zu entfliehen.

Siemer hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon im Dominikanerkloster Schwichteler zwischen Cloppenburg und Vechta versteckt. Dort spürte ihn die Gestapo in der Nacht vom 16. auf den 17. September 1944 auf. Während ein Mitbruder die Beamten an der Eingangspforte aufhielt, konnte Siemer aber durch eine Hintertür flüchten und in den Stall des naheliegen­den Hofes von Bauer Kurre entkommen. Heinrich Kurre, damals ein Kind, erinnert sich: „Ja, da hatten die so eine Kammer, wo meine Tante drin schlief. Dort wurde sein Bett hingestellt, das war so ein bißchen abseits. Und immer wenn es sehr brenzlig wurde, dann sollte er in die Scheune gehen, wo Stroh lag. Und da sollte er sich so langsam dahinter rutschen lassen, so daß ihn keiner fand.“ Weil dieser Unterschlupf in der Nähe des Klosters bald nicht mehr sicher schien, brachte man Siemer noch im September 1944 auf den Hof der Familie Trumme in Handorf bei Holdorf, wo er bis zum Einmarsch der alliierten Truppen im April 1945 versteckt blieb.

Pater Groothuis OP kommentiert: „Hätte man ihn zu packen bekommen, wäre er ganz sicher im KZ gelandet. Da gab es einen Plan, daß man einen großen Schauprozeß veran­stalten wollte, gegen Jesuiten und Dominikaner. Man hatte schon einige führende Jesuiten verhaftet. Und es fehlte jetzt nur noch der Laurentius Siemer als Provinzial der Dominikaner. Dann hätte man einen großen Schauprozeß in Berlin veranstaltet. Es waren sogar schon Plakate gedruckt worden für Litfaß-Säulen. Es waren sogar schon die Vorgespräche geführt worden, daß das ganze auf Schallplatten aufgenommen werden sollte, damit man das dann auch verbreiten konnte. Um zu zeigen, wie verlogen die Orden sind, daß die gegen den Staat arbeiten, und von daher alle im Grunde genommen verhaftet werden müßten. Hätten die den Siemer bekommen, wäre es zu diesem Prozeß gekommen. Und damit wäre dann der Dominikanerorden weggewischt geworden.“


IV. Nachkriegszeit und Tod

Das Ende des Krieges und der NS-Herrschaft beendete nicht sein politisches Engagement. Er machte Vorschläge für den Entwurf des Deutschen Grundgesetzes und wurde Mitbegrün­der der CDU. Mit Jakob Kaiser versuchte er vergeblich, Einfluss auf ihr Programm dahinge­hend zu nehmen, dass Christentum und Sozialismus miteinander versöhnt würden. Als Namen für die neue Partei schlug er „Christlich-Sozialistische Union“ vor. 1949 war er einer der Gründer der "Katholischen Deutschen Akademikerschaft" und wurde bis 1952 deren Generalsekretär. Zusammen mit Eberhard Welty gab er nach 1945 die Zeitschrift „Die neue Ordnung“ heraus und baute das berühmte Kloster Walberberg zu einem geistigen Zentrum auf. 2007 wurde es geschlossen, weil der Orden dafür heute nicht mehr genügend Mitglieder hat.

Ab 1950 wurde Siemer durch zahlreiche Radio-Vorträge und Fernsehansprachen bekannt, die auch als Buch („So sind wir Menschen“) veröffentlicht wurden.

Seine letzten Jahre lebte er im Kölner Dominikanerkloster St. Andreas. Laurentius Siemer starb am 21. Oktober 1956 an einem Herzversagen. Er bereitete gerade die Fernsehsendung „Der Regenbogen“ vor. Für das Jahr 1957 war er von der Aachener Karnevalsgesellschaft als Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst ausersehen gewesen.

Von Bundespräsident Theodor Heuss erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Die katholischen Studentenverbände KV, CV und UV ernannten ihn zum Ehrenmitglied, und Konrad Adenauer rechnete ihn "zu den hervorragendsten Persönlichkeiten des religiösen und geisti­gen Lebens Deutschlands."

V. Erwähnung Laurentius Siemers in der Studie des Bistums Münster zum Thema „Macht und sexueller Missbrauch“; schulinterne Auseinandersetzung

Die sogenannte Missbrauchsstudie des Bistums Münster, erschienen im Juni 2022, schildert u.a. den Fall eines Priesters, dem u.a. während seiner Tätigkeit als Propst in Vechta mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs an Jungen vorgeworfen worden sind. In diesem Zusammenhang wird geschildert, Laurentius Siemer habe die Mutter eines Jungen, der im Zusammenhang mit Missbrauchsgerüchten vernommen worden ist, „besucht und gebeten, die Anzeige wegen der angeblichen Unzuchtshandlungen des Pfarrer Hermes […] zurückzunehmen.“

Die Schulgemeinschaft des Laurentius-Siemer-Gymnasiums lehnt jede Form von sexuellen Übergriffen und Mithilfe bei deren Vertuschung entschieden ab.

Innerhalb der Schule und in Zusammenarbeit mit dem Autor der oben genannten Aussagen innerhalb der erwähnten Studie, dem Kloster der Dominikaner in Vechta, in dem Laurentius Siemer viele Jahre lang gelebt und gewirkt hat, wurden seit Bekanntwerden der Studie konkrete Konsequenzen für die Schulgemeinschaft des Laurentius-Siemer-Gymnasiums aus den genannten Vorwürfen intensiv besprochen und umgesetzt: Neben der inhaltlichen Behandlung der Thematik im Unterricht, im Kollegium und innerhalb der schulischen Gremien hat Frau Dr. Maria Zumholz, Privatdozentin für neuere Geschichte an der Universität Vechta, umfassend zu den Hintergründen der o.g. Aussagen recherchiert und am 14.02.2023 vor allen Interessierten der Schulgemeinschaft einen öffentlichen Vortrag gehalten. In den Tagen nach diesem Vortrag haben die Lehrkräfte des LSG in einer geheimen Abstimmung ihr Votum darüber abgegeben, ob aufgrund der aktuellen Informationen eine Umbenennung der Schule in Betracht gezogen werden soll. Knapp zwei Drittel der Befragten haben sich für eine Beibehaltung des bisherigen Schulnamens ausgesprochen. Diese Position entspricht auch der Sichtweise von Frau Dr. Zumholz und Herrn Dr. Rüschenschmidt, dem Autor der o.g. Fallstudie.