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Ehemaliger Botschafter im Podcast-Interview zum Nahost-Konflikt

Erdmann Podcast Interview webDie Redaktion des Schul-Podcasts "Echt" des Laurentius-Siemer-Gymnasiums hat Herrn Martin Erdmann, den ehemaligen Diplomaten und deutschen Botschafter in der Türkei, zu Fragen rund um den Nahost-Krieg zwischen Israel und der Hamas interviewt. Herr Erdmann, von 2015 bis 2020 Botschafter in Ankara, hat die politischen Entwicklungen der letzten Jahre in der Region hautnah miterlebt. Im Interview teilt er seine persönlichen Eindrücke zu den Ereignissen, spricht über die humanitäre Lage in Gaza, beleuchtet die Rolle der Medien, diskutiert die historische Verantwortung Deutschlands und bewertet die Auswirkungen des Nahost-Krieges auf den Krieg in der Ukraine.

Die Schüler*innen erkundigten sich, wie Herr Erdmann den 7. Oktober und den Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas persönlich erlebte. Erdmann betonte, dass es für ihn ein Tag des Unvorstellbaren war. Die Ereignisse und ihr Ausmaß schockierten ihn zutiefst. Er bezeichnete diesen Krieg als Wendepunkt für den Nahen Osten und die Welt, von seiner Tragweite vergleichbar mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Erdmann erklärte, dass dies das erste Mal seit dem Holocaust vor 80 Jahren sei, dass über 1200 israelische Zivilisten auf dem Kerngebiet Israels brutal ermordet worden seien. Dieses furchtbare Ereignis sei wie aus heiterem Himmel und völlig unerwartet gekommen.

Die humanitäre Lage in Gaza beschrieb er als dramatisch schlecht. Er sprach von einer dringend benötigten humanitären Hilfe und betonte jedoch gleichzeitig, dass es keine militärische Möglichkeit gebe, einen Krieg gegen die Hamas zu führen, ohne zivile Opfer zu verursachen. Erdmann kritisierte die Hamas-Terroristen, die ihre eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde missbrauchten, scharf. Er unterstrich das Recht Israels auf Selbstverteidigung und betonte, dass Israel nicht tatenlos zusehen könne, wie täglich hunderte von Raketen auf sein Territorium abgefeuert würden. Dieser Krieg sei auch eine Propagandaschlacht um Fernsehbilder und internationale Zustimmung.

In Bezug auf die Situation in Deutschland äußerten die Schüler Interesse an der Solidarität mit Israel. Erdmann betonte, dass er die Solidarität in Deutschland als sehr groß einschätze, insbesondere vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte. Er verurteilte jeglichen Antisemitismus und betonte aber, dass friedliche Demonstrationen für Palästina akzeptabel seien, solange sie nicht in Antisemitismus und blanke Gewalt umschlagen würden. Erdmann warnte davor, die Täter-Opfer-Relation zu verdrehen.

Die Schüler stellten auch Fragen zur Rolle der Medien in der Berichterstattung. Erdmann erklärte, dass Bilder nur oberflächlich objektiv seien und jede Seite ein Interesse daran habe, ihre Sicht als die Wahrheit darzustellen. Es sei daher besonders wichtig, stets kritisch zu bleiben und verschiedene Quellen zu vergleichen.

Den jungen Menschen, die nach dem Ukraine-Krieg, der Inflation und der Pandemie nun auch diesen Konflikt miterleben, riet Erdmann, die Situation wahrzunehmen und zu reflektieren, sich jedoch nicht vom Zustand der Welt entmutigen zu lassen. „Ihr dürft nicht resignieren“, so die klare Botschaft an die jungen Journalist*innen und die Hörer*innen des Podcasts. Er selber gestand ein, dass er hinsichtlich die politischen Weltlage manchmal schlecht schlafe. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es mal so schlimm kommen könnte“, resümierte der ehemaliger Botschafter. Die Zukunft sei unsicher und in Hinblick auf die Krisenherde dieser Welt wisse man nicht, was noch komme.

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