"Ihr müsst eure Ansprechposition verändern, um zum Ziel zu kommen," rät Daniel Nowicki seinen um sich versammelten Schützlingen und demonstriert kurzerhand, was er von ihnen möchte. Könnte es sich bei seiner Instruktion noch um einen drittklassigen Tipp in Sachen Discoflirt handeln, wird bei näherem Hinsehen doch relativ schnell klar, worum es hier eigentlich geht: Golf. Denn das Objekt der Begierde ist klein, weiß und rund, liegt auf einem akkurat getrimmten Rasenstück und wartet darauf, mit einem Schläger möglichst weit und präzise auf die Driving Range des Gutshofs Papenburg geschlagen zu werden. Und tatsächlich gelingt dies gelingt den Teilnehmern der ersten Golf-AG am LSG mit zunehmender Kursdauer immer besser; verschiedene Flugkurven und Weiten jenseits der 100 Meter sind bei vielen schon keine Seltenheit mehr. Wesentlich wichtiger jedoch: Aus den Gesichtern der Schüler ist nicht nur die Konzentration abzulesen, mit der sie zu Werke gehen, sondern auch der Spaß, den sie dabei haben.
Initiiert wurde die Golf-AG von Sportlehrer Wolfgang Marschall, nachdem dieser von einem befreundeten Kollegen erfahren hatte, dass der Deutsche Golf Verband (DGV) im Rahmen seines Projektes "Abschlag Schule" großzügige Fördermöglichkeiten für den Nachwuchs bereithält. Sogleich wurde nach einem geeigneten Partner für eine Arbeitsgemeinschaft gesucht – und im Golfclub Papenburg gefunden. Nach mehrmonatiger Vorbereitung fand der erste Termin schließlich im April statt, seitdem lernen zehn Schüler der Klassen 7 bis 9 fleißig Technik, Fachbegriffe und Etikette des Golfsports. "Die 20 Trainingseinheiten à 90 Minuten sind optimal für die Jugendlichen," sagt Nowicki, der erwachsene Anfänger normalerweise in 10 Einheiten zur Platzreife – der Spielberechtigung auf Golfanlagen – führt. "Auf diese Weise erhalten sie nicht nur einen ersten Einblick in den Sport, sondern eine fundierte Grundausbildung."
Mit dem Angebot seiner Golf-AG liegt das LSG im Trend, denn seit Jahren steigen die Teilnehmerzahlen von "Abschlag Schule", 2012 war das Projekt gar so populär wie nie zuvor: Über 13.000 Mädchen und Jungen nahmen im Rahmen von Schnupperwochen oder Arbeitsgemeinschaften daran teil. Insgesamt wurden seit Beginn des Förderprogramms im Jahre 1999 bereits über 100.000 Kinder an den Golfsport herangeführt, womit sich der DGV eine breite Basis potentieller Spieler und Vereinsmitglieder zu schaffen erhofft.
Welche Motivation steckt nun aber hinter dem Angebot einer Golf-AG in der Schule? "Mir geht es darum, unseren Schülern einen Sport nahezubringen, den sie sonst so schnell wohl nicht kennengelernt hätten," erklärt Marschall. "Denn natürlich ist Golf nach wie vor eine relativ teure Sportart, die hohe Zugangsvoraussetzungen hat." Im Mittelpunkt stehe aber insbesondere auch der pädagogische Wert des Golfspiels: "Golf erfordert Fairplay und verstärkt die Rücksichtnahme und Disziplin der Schüler. Zudem fördert es die Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit. Darüber hinaus führt das unmittelbare Naturerlebnis und das relativ langsame Tempo des Spiels zu einer Entschleunigung des ansonsten doch auch für unsere Schüler schon relativ hektischen Alltags." Aus welchem Grund auch immer – die Rückmeldungen der Schüler sind bislang jedenfalls durchweg positiv. Selbst die verhältnismäßig lange An- und Abreise von 30 Minuten wird daher gerne in Kauf genommen.
Da Golf sich im Sommer wesentlich angenehmer spielt als im Winter, ist die AG schuljahresübergreifend angelegt und wird nach den Ferien fortgesetzt. "Ich freue mich jetzt schon auf die Zeit nach den Ferien," sagt ein Schüler aus der 9. Klasse. "Dann hat Daniel noch mehr Spiel auf den Kurzbahnen in Aussicht gestellt. Vielleicht spielen wir am Ende sogar einmal ein richtiges Loch des echten Parcours!"
Na denn – Tee-Time ist immer mittwochs, 14:15 Uhr in Papenburg.