"Die DDR war ein Unrechtsstaat" - diese klare Aussage stand jetzt im Mittelpunkt eines starken Zeitzeugenvortrages für unsere 10. Klassen. Im Rahmen des zweiten Projekttages in diesem Schuljahr war der Berliner Schauspieler Rainer Dellmuth zu Gast an unserer Schule und berichtete als Stasi-Opfer über seine Erfahrungen mit und im "Arbeiter- und Bauernparadies DDR". Immer wieder bemühte Dellmuth dabei inhaltlich den Vergleich mit der Diktatur des Nationalsozialismus.
Dies aber nicht, wie er selber wiederholt betonte, um zu werten, welche der beiden Diktaturen die grauenvollere gewesen sei, sondern um zu verdeutlichen, dass es sich bei der DDR nicht um eine "Kuscheldiktatur", sondern um einen "menschenverachtenden Unrechtsstaat" gehandelt habe, der alle Merkmale einer Diktatur verkörperte.
Dellmuth erläuterte grundlegende organisatorische Strukturen und geschichtliche Hintergründe der DDR, so dass der Vortrag mehr als die Darstellung der eigenen Biographie darstellte. Die kurzweilige Mischung aus Berliner Schnauze und zynischem Sarkasmus während des Vortrages wirkte dabei nur vordergründig komödiantisch, tatsächlich verbarg sich dahinter eine Persönlichkeit, die noch heute massiv von ihrer Vergangenheit geprägt ist. Eine Tatsache, die auch Dellmuth gar nicht erst versuchte zu leugnen, so dass nicht zuletzt durch diese Authentizität und Glaubwürdigkeit die Ausführungen nachhaltig Eindruck bei den Zuhörern hinterlassen haben. Ein besonderes Dankeschön gilt Herrn Walter für die Vermittlung des Kontaktes zu Herrn Dellmuth, sowie der Konrad - Adenauer - Stiftung, die, vertreten durch Herrn Bernd Kossendey, solche Vortragsreisen im Rahmen ihrer vielfältigen Möglichkeiten unterstützt.
Weiterführende Links:
www.rainer-dellmuth.de.vu/ => Homepage von Rainer Dellmuth
www.kas.de => Konrad - Adenauer - Stiftung
www.stiftung-hsh.de/ => Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Rainer Dellmuth - zur Person:
Rainer Dellmuth wurde 1948 in Berlin geboren. In der DDR erzogen ihn seine Eltern nach christlichen und demokratischen Wertvorstellungen. Bereits als 17-jähriger geriet er durch "staatsgefährdende Äußerungen" in das Visier des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Während seiner Ausbildung zum Buchdrucker legte das MfS einen so genannten Operativen Vorgang (OV) an, in dem Maßnahmen zu seiner Überwachung festgelegt wurden. Im Alter von 18 Jahren wurde Rainer Dellmuth wegen „versuchter Republikflucht“ und "staatsgefährdender Hetze" verhaftet und im Dezember 1967 vom Stadtbezirksgericht Berlin-Köpenick zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftentlassung beendete er seine Lehre und begann, das Abitur nachzuholen. Noch vor dem Abschluss seiner Schulausbildung wurde er im Oktober 1971 wegen "versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts in einem besonders schwerem Fall" erneut verhaftet und verurteilt. Seine Haftzeit verbrachte er in den Untersuchungs- und Strafvollzugsanstalten von Berlin, Gera, Cottbus und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Im Mai 1972 wurde er im Wege des Häftlingsfreikaufs in die Bundesrepublik abgeschoben. Seit seiner Ausbürgerung aus der DDR lebt Rainer Dellmuth in West-Berlin. Er war dort zunächst als Korrektor, Krankenpfleger und Schauspieler tätig. Seine Erlebnisse in der DDR hat er in zwei autobiografischen Büchern niedergelegt. Seit 1997 arbeitet er als Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und hält bundesweit Vorträge an Schulen.
Literatur:
Dellmuth, Rainer:
Ausflüge im "Grotewohl-Express", Berlin 1999
Operativ-Vorgang "Lehrling": eine Jugend wird zerstört!, Berlin 1999
Erinnerungen: "Reisen" mit dem "Grotewohl-Express", Verkehrsgeschichtliche Blätter, Heft 1/2006
Quelle "Rainer Dellmuth - zur Person": www.stiftung-hsh.de/page.php?cat_id=CAT_224&con_id=CON_700&page_id=380&subcat_id=CAT_224&recentcat=&back=&special=0&html=0 vom 14.April 2010